Belgrad , übersetzt soviel wie Weiße (beo-) Stadt (-grad), ist mit 1,57 Millionen Einwohnern die Hauptstadt der Republik Serbien und zudem gleich die bevölkerungsreichste, politische, kulturelle und wirtschaftliche Metropole des Landes. Sie ist durch ihre Universitäten, Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen, die internationale Anerkennung genießen, das überragende Bildungszentrum und durch zahlreiche Verlage, Rundfunk- und Fernsehanstalten sowie Tages- und Monatszeitungen auch das dominierende Medienzentrum des Landes. Belgrad bildet mit seinen zehn Stadt- und sieben Vorstadtgemeinden einen der 30 Okruzi Serbiens. Dank der Lage an der Mündung der Save in die Donau am südöstlichen Rand der Pannonischen Tiefebene und an der Nordgrenze der Balkanhalbinsel ist die Stadt Dreh- und Angelpunkt für den Verkehr zwischen Mittel- und Südosteuropa sowie dem Vorderen Orient. Das Wahrzeichen Belgrads ist die über der Mündung der Save in die Donau thronende Festung Kalemegdan.
Archäologische Funde menschlicher Siedlungen reichen bis ins 5. Jahrtausend v. Chr. zurück. Belgrad war im 19. Jahrhundert Residenzstadt des
Königreichs Serbien und im 20. Jahrhundert Hauptstadt des
Königreichs Jugoslawien und der
Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien. In der Zeit des
Kalten Krieges hatte die Stadt durch
Titos Ablehnung der sowjetischen Hegemonie und des
Stalinismus als Versammlungsort der
Blockfreien Bewegung auch international
Geographische Lage [Bearbeiten]
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Belgrad liegt im Südosten Europas auf der Balkanhalbinsel an der Mündung der Save (Sava) in die Donau (Dunav). Die Altstadt mit der Festung Kalemegdan liegt auf einem Kalk-Felsvorsprung über der Mündung der Save. Die begünstigte Lage trug Belgrad den Namen „Pforte“ des Balkans und „Tor“ Mitteleuropas ein.
Satellitenbild von Belgrad
Die Hauptverkehrsader der Stadt verläuft bei der Anhöhe der Festung Kalemegdan an der Knez Mihailova ulica (Fürst-Michael-Straße), wo der geografische Mittelpunt bei 44°49'14" Nord und 20°27'44" Ost festgelegt ist, und führt über die Terazije bis zur Slavija. Belgrads Stadtkern befindet sich am rechten Donau- und Save-Ufer. Am linken Donauufer beginnt die Region des Banats mit der Pannonischen Tiefebene, am rechten zwischen Donau und Save Syrmien und südlich von Belgrad erstreckt sich die waldreiche Šumadija Richtung Süden. Im Winkel zwischen Donau und Save liegt die Neustadt Novi Beograd und ein Stück donauaufwärts Zemun (deutsch auch Semlin), zur Zeit der Türkenkriege ein habsburgischer Vorposten und heute Vorort von Belgrad. Die weitläufige Stadt nimmt so insgesamt 3,6 % des Territoriums der Republik Serbien ein.
Die Donau fließt im Gebiet des Bezirks Belgrad auf einer Länge von 60 km von Stari Banovci bis Grocka, und die Save auf einer Länge von 30 km von Obrenovac bis zur Mündung. Im Stadtgebiet Belgrads liegen auf 200 Flusskilometern 16 Flussinseln, deren bekanntesten Ada Ciganlija, Veliko ratno ostrvo (Große Kriegsinsel) und Gročanska Ada (Grocka-Insel) sind. Etwa 5 km südwestlich des Stadtzentrums befindet sich der Belgrader Stadtstrand – das sogenannte Kupalište – an einem abgetrennten Flussarm der Save. Nördlich der Save und Donau erstrecken sich die alluvialen Ebenen und das Löss-Plateau (Bežanijska kosa), die ein 30 Meter hoher Steilhang trennt. Auf dem linken Save-Ufer, unterhalb des Löß-Plateaus, erstreckt sich der Stadtteil Novi Beograd und am linken der Stadtteil Zemun.
Belgrads Umgebung wird von zwei Landschaftsbildern geprägt: der Pannonische Tiefebene mit ihren großen Getreide- und Maisfeldern im Norden und der nahegelegenen Šumadija mit ihren Obst- und Weingärten sowie den Wäldern im Süden an Save und Donau. Die größten Erhebungen der Sumadija in Belgrad sind der Kosmaj (628 m) und der Avala (511 m). Das Gelände wird außerdem durch die Erhebungen des Banovo brdo, Lekino brdo, Topčidersko brdo, Kanarevo brdo, Julino brdo, Petlovo brdo, Zvezdara, Vračar und Dedinje bestimmt.
Das am höchsten gelegene Gebäude im Kerngebiet der Stadt ist die Dreifaltigkeitskirche auf dem 303,1 Meter hohen Hügel Torlak (Voždovac), während Ada Huja auf 70,15 Meter den tiefstgelegenen Punkt darstellt. Das Kosmaj-Gebirge (Mladenovac) ist mit 628 Meter die höchste Erhebung im Bezirk Belgrad. Als Durchschnittshöhe Belgrads wird die absolute Höhe der Wetterwarte mit 132 müA Vorlage:Höhe/unbekannter Bezug definiert.
Karte mit Belgrader Gemeinden.
Belgrad bildet mit zehn Stadtgemeinden und sieben Vorstadtgemeinden eine der Regionen Serbiens. Die Stadtgemeinden (gradska opština) sind Einheiten mit lokaler Selbstverwaltung, die Vorstadtgemeinden haben ein noch höheres Niveau der lokalen Selbstverwaltung.[1]
Die meisten Gemeinden liegen südlich der Save und der Donau. Drei Gemeinden (Zemun, Novi Beograd und Surčin) befinden sich auf der nördlichen Seite der Save, während die Gemeinde Palilula sich auf beiden Seiten der Donau befindet.
Belgrad liegt direkt am 45. Grad nördlicher Breite. Es herrscht ein gemäßigtes kontinentales Klima mit den für Europa üblichen vier Jahreszeiten. Der Herbst stellt sich als typischer Altweibersommer ein und hat längere Sonnentage und wärmere Zeitabschnitte als der Frühling. Für die aerologische Situation im Winter ist ein kalter Nordost-Wind, die Košava, charakteristisch. Sie stellt sich immer nur an zwei bis drei Tage mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von 25 bis 43 km/h ein, doch es können in Böen auch maximale Geschwindigkeiten bis zu 130 km/h vorkommen. Als größter „Luftreiniger“ Belgrads hat sie eine besondere bioklimatische Funktion.
In der derzeit gültigen CLINO-Periode 1961 bis 1990 betrug die jährliche Durchschnittstemperatur 11,9 °C. Die wärmsten Monate sind Juli (21,7 °C) und August (21,3 °C).[3] Als kältester Monat verzeichnet der Januar eine Durchschnittstemperatur von 0,4 °C. 62 Tage im Jahr sind Frost- und 25 tropische Tage.[4] Der Frühling ist kurz und regnerisch. Der Übergang zum heißen Sommer erfolgt plötzlich, denn schon im März werden positive Einstrahlungswerte erreicht.[5]
Im Mittel scheint an 2.025 Stunden im Jahr die Sonne. Die tägliche Sonneneinstrahlung beträgt im Juli 9,2 Stunden, 8,2 im Juni und 8,6 im August, während das Minimum im Dezember 2 Stunden aufweist. Schneefalltage sind an 33,7 Tagen bei einer Schneedeckendauer von 42,7 Tagen zu verzeichnen. Die Höhe der Schneedecke beträgt dabei zwischen 14 und 25 Zentimetern.[6]
Als Extremwerte der seit 1888 erfolgenden meteorologischen Aufzeichnung wurden -26,2 °C am 10. Januar 1893 sowie 42 °C am 12. August 1921 und am 9. September 1946 gemessen. Im Messzeitraum 1888 bis 2003 wurden nur zwölf Tage mit Temperaturen über 40 °C registriert.
Die Niederschläge haben im Frühsommer ihr Maximum. Im Jahresdurchschnitt fallen 685 mm/m².
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Beograd Vračar auf 132 m Höhe
|
Jan |
Feb |
Mär |
Apr |
Mai |
Jun |
Jul |
Aug |
Sep |
Okt |
Nov |
Dez |
|
|
Max. Temperatur (°C) |
3,5 |
6,5 |
11,9 |
17,5 |
22,5 |
25,3 |
27,3 |
27,3 |
23,7 |
18,1 |
11,0 |
5,3 |
Ø |
16,7 |
Min. Temperatur (°C) |
-2,3 |
-0,2 |
3,3 |
7,8 |
12,1 |
15,0 |
16,3 |
16,1 |
13,0 |
8,3 |
4,0 |
-0,2 |
Ø |
7,8 |
Temperatur (°C) |
0,4 |
2,8 |
7,2 |
12,4 |
17,2 |
20,1 |
21,8 |
21,4 |
17,7 |
12,5 |
7,0 |
2,3 |
Ø |
11,9 |
|
Niederschlag (mm) |
49,3 |
44,4 |
49,5 |
58,8 |
70,7 |
90,4 |
66,5 |
51,2 |
51,4 |
40,3 |
54,3 |
57,5 |
Σ |
684,3 |
|
Sonnenstunden (h/d) |
71,4 |
88,0 |
142,8 |
177,5 |
226,0 |
245,3 |
284,3 |
265,9 |
202,9 |
168,7 |
89,1 |
63,0 |
Ø |
169,2 |
|
Regentage (d) |
13,3 |
12,2 |
11,8 |
12,7 |
13,5 |
13,8 |
9,9 |
8,9 |
9,0 |
8,2 |
12,1 |
13,7 |
Σ |
139,1 |
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g |
49,3 |
44,4 |
49,5 |
58,8 |
70,7 |
90,4 |
66,5 |
51,2 |
51,4 |
40,3 |
54,3 |
57,5 |
|
Einwohnerentwicklung [Bearbeiten]
Bevölkerungsentwicklung |
Jahr |
Einwohner |
1284 |
25.000 |
1426 |
50.000[7] |
1660 |
98.000[8] |
1683 |
100.000[9] |
1878 |
50.000 |
1900 |
69.100[10] |
1914 |
100.000[11] |
1941 |
340.000[12] |
1965 |
1.000.000[13] |
1981 |
1.480.000[14] |
2002 |
1.576.124[15] |
Die Einwohnerentwicklung in Belgrad war insbesondere durch den sehr dynamischen Verlauf nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt. Die Transformation des Agrarlandes zu einem Industrieland in der Periode der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien war aber auch am Ende des Bestehens des Staates Jugoslawien nicht abgeschlossen. So war noch Anfang der 1990er nur ein Urbanisierungsgrad von 53 % erreicht. [16] Für die Industrialisierung des Staates war der Zuzug von ruraler Arbeitskraft notwendig, ein schneller Bevölkerungsanstieg um mehr als das zweieinhalbfache (in der Agglomeration) von 1948 634.000 auf 1999 1.621.000 verdeutlicht diese Entwicklung in Belgrad. [17] Die Land-Stadt Migration war noch bis in die 1980er sehr hoch, fiel danach aber merklich ab. Während der 1980er nahm dagegen insbesondere der tägliche Pendelverkehr zu, was sich durch die nicht adäquate Verkehrsinfrastruktur und die Übedimensionierung der Stadt als nachteilige Entwicklung des schnellen Bevölkerungswachstums herausstellte. [18]
Die starke Bevölkerungsmigration vom Land nach Belgrad führte zu einer Ruralisierung der Stadt, die in der Morfologie und Sozioprofession sichtbar ist (zahlreiche Schwarzbauten, Gettoisierung vor allem der Roma, Schwarzmarkt, Armut großer Bevölkerungsschichten). Die Urbane Krise durch die Diskontinuität der urbanen Entwicklung der Stadt, nur ein kleiner Bevölkerungsanteil von Belgrad lebt hier schon in der Zweiten und Dritten Generation, hat sich insbesondere in den 1990ern durch Zuzug von Flüchtlingen der im Bürgerkrieg vertriebenen und der Emigration der Hochgebildeten Stadtbevölkerung noch verstärkt. [19]
Zum Zeitpunkt der letzten Volkszählung 2002 waren etwa 1,57 Millionen Bürger in Belgrad registriert.
Bevölkerungsstruktur [Bearbeiten]
Die Serben stellen mit 1.417.187 Einwohnern die klare Mehrheit in Belgrad. Es folgen Jugoslawen (22.161), Montenegriner (21.190), Roma (19.191), Kroaten (10.382), Mazedonier (8.372) und Bosniaken (4.617).[20]
Die größten Gruppen der melderechtlich in Belgrad registrierten Ausländer kommen aus dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens. Die größte außereuropäische Ethnie stellen die Chinesen, die in den 1990er Jahren nach Belgrad kamen. Der Neu-Belgrader Block 70 ist unter den Belgradern als Chinatown bekannt.[21] [22]
Durch die exponierte Stellung des ehemaligen Jugoslawien in der Bewegung der Blockfreien und den guten Beziehungen zu den arabischen Staaten, kamen in den 1970er Jahren zahlreiche arabische Studenten nach Belgrad. .[23] [24] Der größte Teil der Araber in Belgrad lebt ist syrischer, jordanischer oder irakischer Abstammung.
Gemäß der Volkszählung von 2002[25] gehören 90,68 % der Belgrader der christlich-orthodoxen Konfession an, rund 1,03 % der römisch-katholischen und circa 0,24 % der evangelischen. Etwa 1,29 % bekennen sich zum Islam, 0,03 % zum Judentum, 2,02 % zu anderen Konfessionen und 3 % erklären sich als Nichtgläubige.
Belgrad ist Sitz eines orthodoxen Patriarchen (Serbisch-Orthodoxe Kirche), eines römisch-katholischen Erzbischofs und verschiedener evangelischer Landeskirchen.
Stadtfest und Schutzpatron [Bearbeiten]
Das Stadtfest beruht auf dem Erlass von Stefan Lazarevićs, der nach der glücklichen Rückkehr vom Schlachtfeld bei Ankara von König Sigismund 1403 Belgrad erhielt und in der neuen Residenzstadt seines Despotats den Himmelfahrtstag als Tag des Schutzpatronenfestes bestimmte.[26][27] Zugleich wählte er die Muttergottes als Schutzherrin der Stadt.
„Vom Amselfeld (Kosovo) den Osmanen (Ismailern) Untertan, bis der Zar der Perser und Tartaren ankommend sie niederschmetterte und mit göttlicher Milde mich aus ihrem Griff frei ließ. Von dort, also, kommend, fand ich bei meiner Rückkehr den berückendsten Platz, wo jeher die große Stadt Belgrad stand und ich sie jetzt zerstört und verlassen fand. Ich entschied sie neu aufzubauen und der Mutter Gottes zu weihen und ihren Bewohnern Freiheit zu schenken.“
– Stefan Lazarević: Charta von Belgrad (Povelja grada Beograda), 1405, erhalten in der Vita des Despoten von Konstantin Philosph[28][29]
Der Festtag ist mit weiteren wichtigen Ereignissen verbunden. Das Gesetzbuch Dušans (Dušanov zakonik), wurde am Himmelfahrtstag 1349 veröffentlicht und am Himmelfahrtstag 1354 ergänzt. An diesem Tag erhielt Belgrad 1939 den Karađorđes-Stern mit Schwertern vierten Grades als Kriegsauszeichnung verliehen und in der Himmelfahrtskirche wird die Fahne der Stadtverwaltung aufbewahrt. Sie besteht aus rotem Brokat mit der Ikone Christi Himmelfahrt und eine goldgestickte Inschrift: „Gemeinde der Stadt Belgrad 1938“; und auf Rückseite die Ikone der Heiligen Parascheva (Petka Paraskeva) mit der Inschrift: „Wer das Schutzpatronenfest feiert, dem steht Gott bei“. Der symbolträchtige Ort war 1992 Ausgangspunkt des ersten Prozessionzuges durch die Stadt nach 1945, der von Patriarch Pavle angeführt wurde.
→ Hauptartikel: Geschichte Belgrads
Frühgeschichte und Römisches Castrum [Bearbeiten]
→ Hauptartikel: Belgrad in der Antike
Das Gebiet am Zusammenfluss von Save und Donau war seit der Mitte bis zum späten Paläolithikum besiedelt. Die neolithische Vinča-Kultur, die zwischen dem sechsten und dritten Jahrtausend vor Christus im Bereich der mittleren Donau ansässig war, wurde nach einem Belgrader Vorort benannt.[30]
Vom 6. bis zum 4. Jahrhundert v. Chr. wanderten thrakische und skythische Stämme in die Balkanregion ein, die eine erste Befestigung im 3. Jahrhundert v. Chr. durch keltische oder thrako-keltische Stämme, den Skordiskern, die durch die römische Erwähnung einer wahrscheinlich ursprünglich größeren Ansiedlung um 279 v. Chr. belegt ist. Die Römer bezeichneten die Siedlung als Singidunum, was wahrscheinlich runde Festung oder runde Stadt bedeutet und sich wohl aus dem Keltischen ableitet.
Die Römer begannen im 1. Jahrhundert v. Chr. die Gebiete bis zur Donau zu erobern. Trotz militärischer Erfolge etablierten sich die Römer erst unter Octavian (Augustus), der ab 29 v. Chr. die Provinz Moesia einrichten ließ. Der Name Singidun wurde dabei zu Singidunum latinisiert. Neben Sirmium und Viminacium ist sie ein wichtiger strategischer Punkt an der Via Militaris und dem danubischen Limes. Durch die 86 n. Chr. zur Verstärkung der Reichsgrenzen nach Singidunum verlegte Legio IV. Flavia Felix erlebte die Römerstadt ihre Blütezeit, die durch Kaiser Hadrian in der Ernennung zum Municipium und später auch im Rang einer Colonia durch die Ansiedlung von Veteranen noch an Bedeutung gewann. Die heutigen Straßenzüge in der Altstadt Belgrads zwischen den Straßen Uzun Mirkova, Dušanova, and Kralja Petra I zeigen das rechtwinkelige Straßenbild der römischen Stadt. Das Forum stand am heutigen Studentski Trg.
Spätantike, Völkerwanderung und Byzanz [Bearbeiten]
Kušadak-Kamee („Belgrader Kameo“): Triumphierender Imperator zu Pferde über gefallenen Barbaren, Ende IV. Jh., Serbisches Nationalmuseum
Im 3. Jahrhundert n. Chr. begann die Macht des römischen Imperiums an seinen Grenzen zu bröckeln. Singidunum war nach der Reichsteilung 395 nordöstlicher Grenzposten des östlichen Imperiums und wurde während der Völkerwanderung häufig durch die Barbarischen Völker heimgesucht. Die Stadt viel erstmalig 441 an die Hunnen und wurde noch durch die Züge der Sarmaten, Ostgoten und Gepiden verwüstet. Nach 510 war Singidunum in das konsolidierte Byzantinischen Reich eingegliedert, das mit der von Justinian I. betriebenen Restauratio imperii, den Donaulimes absichert. Die im Brennpunkt stehende Stadt Singidunum wurde dabei in Form eines wesentlich verkleinerten, aber mit starken Mauern befestigten byzantinischen Kastrons innerhalb des alten aufgegebenen Legions-Standlagers (Castra) erneuert. Die awaro-slawische Eroberung von Sirmium bedeutete für Singidunum die Einbindung in die Abwehrkämpfe der Balkanfeldzüge des Maurikios und war zentrale Operationsbasis der römischen Armee.[31] Letztlich konnte die Landnahme der Slawen auf dem Balkan ab 612 nicht verhindert werden, wenngleich Singidunum bis 625 einen römischen Festungskommandanten hatte.[32] Die nachfolgenden 200 Jahre vergingen ohne jegliche geschichtliche Erwähnung und erst mit der Ausdehnung des Ersten Bulgarischen Reiches tauchte in lateinischen Quellen der Name Alba Bulgarica auf. Der Name Beograd (štokavisch seit ca. 1400, zuvor mit silbenschließendem -l: Bel-grad) war seit der Wanderung der Slawen Anfang des 7. Jahrhunderts etabliert. Zum ersten Mal 878 dokumentiert ist er in einem Brief des Papstes Johannes VIII. an den ersten christlichen Knjaz der Bulgaren Boris I.: episcopus Belogradensis. In byzantinischen Quellen heißt die Stadt Βελιγράδον – Veligradon. Eine gelehrte Form war Alba Graeca, was als Griechisch Weißenburg noch im 16 Jh. der gebräuchliche Name Belgrads bleibt. [33] Durch die Grenzlage blieb Belgrad auch im Mittelalter zwischen Byzanz, dem Königreich Ungarn und dem Ersten Bulgarischen Reich umstritten. Kaiser Manuel I. verstärkt die Befestigungsstellung im 12 Jh. und festigte die Nordgrenzen des Byzantinischen Reiches kurzzeitig gegen Ungarn.[34] Mit dem beginnenden Niedergang der byzantinischen Vormacht am Ende des 12. Jahrhunderts nehmen die Ungarn Belgrad 1184 ein.
Hauptstadt des Serbischen Despotats [Bearbeiten]
Das
Tor des Despoten auf der Nordostseite der Burg war unter Stefan Lazarević Haupteingang der Oberstadt
Der erste serbische König, der die Stadt regierte, war Stefan Dragutin, der von 1282 bis 1316 eine eigene Regentschaft in Konkurrenz zu seinen jüngeren Bruder Stefan Uroš II. Milutin aufbaute. Nach seinem Tod fiel Belgrad Milutin zu, doch entrissen sie ihm die Ungarn unter Karl I. 1319. Nach den Ereignissen auf dem Amselfeld verlagerte sich das serbische Kernland nach Norden und Stefan Lazarević (1389–1427) wich, den osmanisch-mongolischen Hegemonialstreit ausnutzend, mit der Residenz 1403 von Kruševac nach Belgrad aus.[35] Mit den Einnahmen aus dem Handel mit Venedig und Ragusa prosperierte das erstarkte Despotat, so dass Stefan Lazarević seine Residenz großzügig gestalten ließ. Die nach westlichem Charakter erneuerte Stadt wurde in den 23 Jahren als Residenzstadt ein kulturelles Zentrum, in dem sich Händler und Handwerker wie gelehrte und wohlhabende Bürger verschiedener Nationalitäten (Ungarn, Venezianer, Ragusaner) durch Edikte des Despoten (die Bürger, die ein Siegelbrief des Despoten besaßen, waren von vielen Abgaben befreit) ansiedelten.[36] Die Kolonien der Griechen, Zinzaren, Armenier und Ragusaner befanden sich auf einem eigenen Gebiet, dem heutigen Dorćol. Die Neubauten des Schlosses, der Bibliothek, der Belgrader Mitropolija mit der Kathedrale der entschlafenen Muttergottes (Uspenija prečiste Vladičice), die Kirche der Heiligen Petka Paraskeva, der Donauhafen, ein Krankenhaus und eine für Reisende bestimmte Herberge wurden durch die Erweiterung der Belgrader Stadtmaueren und durch Trennung von Ober- (Residenz) und Unterstadt (Zivilstadt) möglich.[37] Der Hof des literarisch aktiven Stefan Lazarević erlebte eine nachdrückliche kulturelle Blüte (Palaiologische Renaissance) und war wichtige Zuflucht- und Sammelstätte orthodoxer Gelehrter die zur Etablierung einer bedeutenden spätmittelalterlichen Schreibschule (Belgrader Schreibschule) beitrug.[38] In dieser Zeit lebten in Belgrad 40.000 bis 50.000 Einwohner.
Zwischen Orient und Okzident [Bearbeiten]
Der Stefan Lazarević nachfolgende Despot, Đurađ Brankovićs musste Belgrad an den ungarischen König Sigismund zurückgegeben. Für Sultan Mehmed II. war nach dem Fall von Konstantinopel, Belgrad und der Abschluss der Eroberung Serbiens, das Tor zum Griff nach Mitteleuropa und am 4. Juli 1456 befehligt er die erste große Belagerung Belgrads eigenhändig an. Die christlichen Verteidiger, geführt von Johann Hunyadi, konnten diesen Angriff der neuen osmanischen Weltmacht, vor allem durch die von Stefan Lazarevic zuvor nach Erkenntnissen Orientalischer- und Kreuzfahrerburgen ausgeführte, aufwendige Neukonstruktion der Burg, mit einer turmreichen und wassergrabenbewährten Kastellburg, mit mächtigem Donjon und einer äußeren grabenumgebenen großen Doppelmauer, mit stark geschützten Toren, nicht nur erfolgreich abwehren, sondern vielmehr den im Kampf verwundeten Sultan und das osmanische Heer in panikartiger Flucht vertreiben.[39] [40] Nach dem Sieg, der, nach damaliger Ansicht, das Schicksal der Christen entschied, ordnete Kalixt III. (Calictus III) das Mittagsläuten, das bis heute in allen Kirchen der Welt ertönt, an. Erst unter Süleyman I. kann Belgrad schließlich, am 28. August 1521, von einem jetzt weit überlegenen Gegner, eingenommen werden.
Die Stadt wurde schnell zum Verwaltungszentrum des Sandschaks Smederevo [41] und diente danach als wichtiger Stützpunkt für die Feldzüge gegen Ungarn. 1594 wurde ein serbischer Aufstand gewaltsam unterdrückt und als Rache dafür, die Reliquie des serbischen Nationalheiligen Sveti Savas auf dem Vračar, wo zur Erinnerung die Gedenkathedrale des Heiligen im 20 Jh. errichtet wurde, verbrannt.[42] In osmanischer Zeit war Belgrad eine wichtige Handelsstadt an der Karawanenstraße zwischen Buda und Konstantinopel in der Kaufleute und Händler unterschiedlicher Herkunft (Türken, Armenier, Griechen und Romas) lebten. Nach Evliya Çelebi hatte Belgrad 1660 98.000 Einwohner, von denen 21.000 nicht islamischen Glaubens waren.[43] Durch die lange osmanische Herrschaft prägte das orientalische Bild die Stadt noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts.[44]
Nach der erfolgreichen Abwehr der Türken vor Wien 1683 konnte die Heilige Liga im Großen Türkenkrieg die Osmanen bis hinter Belgrad zurückdrängen. Unter dem Kommando von Max Emanuel, des Kurfürsten von Bayern, begann die Belagerung Belgrads Anfang August 1688 und am 6. September 1688 wurde die Stadt eingenommen. Die Österreicher können Belgrad insgesamt drei mal einnehmen (1688–1690, 1719–1739, 1789–1791) jedoch nie dauerhaft halten. Durch die ständigen Kämpfe beginnen die Osmanen Belgrad Dar Ul Jihad, was soviel bedeutet wie Haus des Krieges, zu nennen.[45]
Nationale Befreiungskriege und Aufbruch in die Moderne [Bearbeiten]
1804 begannen die Serben unter Führung von Karađorđe den ersten Aufstand gegen die Osmanen, der sich insbesondere gegen die einflussreichen Janitscharen richtete. Die Aufständischen hielten Belgrad vom 8. Januar 1806 bis 1813.[46] 1815 erfolgte unter Miloš Obrenović die zweite Rebellion, die zu einer Anerkennung eines autonomen Fürstentums führte. Belgrad wurde mit Ausnahme der Festung, wo ein osmanisches Regiment noch bis 1867 verblieb, Bestandteil des neuentstandenen Fürstentums Serbien. Erst am 18. April 1867 verließ der letzte osmanische Festungskommandant das Fürstentum; die Hauptstadt wurde von Kragujevac nach Belgrad verlegt, was die 346-jährige Herrschaft der Osmanen in Belgrad besiegelte. Mit den Ergebnissen des Berliner Kongresses 1878 entwickelte sich Belgrad zu einer Schlüsselstadt des Balkans, die insbesondere von einer schnellen, auch industriellen, Modernisierung der Hauptstadt im agrarisch geprägten Serbien begleitet wurde.[46][47] Die Einwohnerzahl stieg bis 1900 auf 69.100, doch schon 1905 waren es über 80.000 Einwohner und vor dem Ersten Weltkrieg um die 100.000.[48] [49] [50]
Öffentliche Hinrichtung 1941
Nach dem Sturz der Dynastie Obrenović 1903 veränderte sich die politische Situation, die zu den Krisen der Balkankriege führte und aus einem latenten einen enthemmten Konflikt um die Vormacht der Südslawen zwischen Österreich-Ungarn und dem Königreich Serbien machte. Mit Gavrilo Princips Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie Chotek in Sarajevo am 28. Juni 1914 und der folgenden Julikrise erwuchs aus dem Regionalkonflikt der Erste Weltkrieg. Belgrad wurde am 29. Juli 1914, einen Tag nach der Kriegserklärung, von Oskar Potiorek angegriffen. Die serbischen Truppen unter Marschall Radomir Putnik verteidigten die Stadt letztlich erfolgreicht, die zweimal von Österreich-Ungarn eingenommen wurde, aber nicht gehalten werden konnte. Durch Eingreifen des Deutschen Reiches fiel Belgrad am 9. Oktober 1915 in die Hand der Mittelmächte, die sich bis zum 5. November 1918 dort hielten.
Nach dem Krieg war Belgrad Hauptstadt des neu gegründeten Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen. In der Zwischenkriegszeit erlebte die Stadt ein schnelles Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum mit einer raschen Modernisierung, die für die Stadtentwicklung schon 1923 einen urbanen Masterplan erforderlich machte.[51] Die Bevölkerung wuchs von 1931 mit 239.000 Einwohnern (mit Zemun, das früher zu Österreich-Ungarn gehörte) bis 1940 auf 320.000 Einwohner. Das Bevölkerungswachstum zwischen 1921 und 1948 lag bei durchschnittlich 4,08 % pro Jahr.[50] 1927 wurde in Belgrad der erste Flughafen eröffnet und 1929 nahm die erste Radiostation ihren Betrieb auf.[52]
Am 25. März 1941 unterzeichnete Prinzregent Paul von Jugoslawien den Dreimächtepakt, was zu einer Revolte führte und als Reaktion Adolf Hitlers zum deutschen Angriff am 6. April 1941 auf das Königreich Jugoslawien auslöste. Das Bombardement der deutschen Luftwaffe fügte Belgrad schwere Schäden zu, u. a. wurde die Nationalbibliothek durch einen Brand zerstört. Schätzungsweise 1700 Belgrader warenh als Opfer des Bombardements zu beklagen.[53] Im besetzten Belgrad wurde von den Okkupatoren die Marionettenregierung Milan Nedić eingesetzt und im Sommer und Herbst 1941 begannen Übergriffe auf die zivile Bevölkerung. General Franz Böhme, der deutsche Militärgouverneur in Serbien, erteilte den Befehl, für jeden getöteten deutschen Soldaten 100 Serben oder Juden zu erschießen.[54]
Im Zuge der alliierten Angriffe auf die rumänischen Ölfelder bei Ploiesti wurde Belgrad als Ausweichziel am 16. April 1944 bombardiert, was 1600 Menschen das Leben kostete. Die Rote Armee und die Jugoslawische Volksbefreiungsarmee befreiten Belgrad mit der Belgrader Operation am 20. Oktober 1944 und Marschall Josip Broz Tito proklamierte dort am 29. November 1945 die Föderative Volksrepublik Jugoslawien.
Im Zeichen des sozialistischen Aufbruchs und der Krise Jugoslawiens [Bearbeiten]
Von 1944 bis 1991 war Belgrad sowohl die Hauptstadt des blockfreien sozialistischen Jugoslawiens als auch der Teilrepublik Serbien. Neu-Belgrad (Novi Beograd), eine moderne Siedlung an der Mündung der Save in die Donau gegenüber der Altstadt, wurde ausgebaut.
Belgrad war vom 1. bis 6. September 1961 Gastgeberin der Gründungskonferenz der Blockfreien Staaten. Im eigens dafür errichteten Sava Centar fand vom Oktober 1977 bis zum März 1978 die erste Nachfolgekonferenz der KSZE statt.
Mit der Verabschiedung einer neuen jugoslawischen Verfassung 1974 und der damit verbundenen Stärkung der der föderativen Elemente wie auch der Bildung der autonomen Provinzen Kosovo und Vojvodina gab es auf den Straßen Belgrads Proteste (das so genannte nationale Moment). Sie gingen von der überwiegend serbischen Bevölkerung in Belgrad aus, die den Führungsstil Titos in dieser Zeit immer mehr hinterfragte.[55] Nach dem Zerfall des Zweiten Jugoslawien 1991 wurde Belgrad Hauptstadt der neu gebildeten Bundesrepublik Jugoslawien.
Am 24. März 1999 begann die NATO im Zuge des Kosovokrieges mit Luftangriffen gegen die Bundesrepublik Jugoslawien, von denen auch Belgrad betroffen war. An einzelnen Stellen sind im Stadtbild nach wie vor Kriegsruinen zu sehen, die weder abgetragen noch wiederaufgebaut wurden.[56]
Am 5. Oktober 2000 stürzten aufgebrachte Bürger, die sich den Protesten der Studentenbewegung Otpor anschlossen, weitgehend gewaltlos das Regime des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević in Belgrad. Dabei wurde das Parlamentsgebäude der Bundesrepublik Jugoslawien von der aufgebrachten Menge in Brand gesetzt.
Vom 4. Februar 2003 bis zum 3. Juni 2006 war Belgrad Hauptverwaltungssitz der Staatenunion Serbien und Montenegro und ist seit der Loslösung Montenegros Hauptstadt der unabhängigen Republik Serbien.[57]
Das Parlament der Republik Serbien, die
Skupština
Das alte Stadtschloß beherbergt heute das Rathaus
(Skupština grada Beograda)
Belgrad ist das Verwaltungszentrum und der Regierungssitz der Republik Serbien. Die Stadt bildet eine eigenständige politische Einheit, die von der Stadtregierung verwaltet wird. Der erste demokratisch gewählte Bürgermeister seit dem Zweiten Weltkrieg war 1996–97 Zoran Đinđić. Von 2004 bis zu seinem Tod am 27. September 2007 war Nenad Bogdanović von der Demokratischen Partei (DS) Bürgermeister Belgrads. Die Nachfolge Bogdanovićs nahm Zoran Alimpić bis zum 10. Mai 2008 auf sich.
Am 11. Mai 2008 wurden in ganz Serbien Lokalwahlen durchgeführt. Nach den Lokalwahlen wurden die Sitze in der Stadtverordnetenversammlung Belgrads wie folgt verteilt:
Partei |
Stimmen |
% |
Sitze |
Für ein europäisches Belgrad |
354.462 |
38,87 |
45 |
Serbische Radikale Partei |
316.357 |
34,69 |
40 |
Demokratische Partei Serbiens – Neues Serbien |
100.459 |
11,02 |
12 |
Liberale Demokratische Partei |
62.419 |
6,84 |
7 |
Sozialistische Partei Serbiens – Partei der vereinigten Pensionäre Serbiens – Einiges Serbien |
47.266 |
5,18 |
6 |
Die Grünen EKO |
3.738 |
0,41 |
- |
Bewegung der Kraft Serbiens |
2.698 |
0,3 |
- |
Union der Romas Serbiens |
1.452 |
0,16 |
- |
Partei der Romas |
1.404 |
0,15 |
- |
Radikale Volkspartei – Nationale Bewegung für Belgrad |
1.230 |
0,13 |
- |
Total Stimmen (Wahlbeteiligung: 58,74 %) |
891.485 |
100 |
110 |
Quelle: Civic Electoral Commission of the City of Belgrade |
Am 19. Mai 2008 einigte sich eine Koalition Für ein europäisches Belgrad (DS, G17+, SPO, u.a.), der Socijalistička Partija Srbije (SPS) und der Liberalno-demokratska partija (LDP) auf Dragan Đilas (DS) als neuen Bürgermeister.[58]
Belgrad unterhält Städtepartnerschaften mit folgenden Städten[59]:
Eine Zusammenarbeit und Freundschaft pflegt Belgrad mit:
- Athen, (Griechenland)
- Banja Luka, (Bosnien und Herzegowina)
- Berlin, (Deutschland)
- Buenos Aires, (Argentinien)
- Chicago, (USA)
- Coventry, (England)
- Dayton, (USA)
- Düsseldorf, (Deutschland)
- Havanna, (Kuba)
- Kiew, (Ukraine)
- Kuwait-Stadt, (Kuwait)
- Ljubljana, (Slowenien)
- Prnjavor, (Bosnien und Herzegowina)
- Madrid, (Spanien)
|
- Neu-Delhi, (Indien)
- Peking, (VR China)
- Podgorica, (Montenegro)
- Rom, (Italien)
- Sankt Petersburg, (Russland)
- Skopje, (Mazedonien)
- Stockholm, (Schweden)
- Tel Aviv, (Israel)
- Tripolis, (Libyen)
- Tunis, (Tunesien)
- Wien, (Österreich)
|
Das kleine, übliche Wappen
Die erste Erwähnung des Belgrader Wappens datiert das Jahr 1403 als Belgrad zum ersten Mal zur Hauptstadt des serbischen Reiches erklärt wurde. Doch bis zum heutigen Tag ist nicht mit Sicherheit festgestellt worden, wie es ausgesehen hat. Das darauffolgende Wappen genannt „Fugerspiegel der Ehre“ stammt aus dem Jahre 1555 während der ungarischen Herrschaft. Die Tradition des Belgrader Wappens wurde unter der Türkenherrschaft unterbrochen, da das Wappen mit der Einigkeit der Serben verbunden wurde und somit verboten wurde. Doch als Österreich-Ungarn Belgrad im 18. Jahrhundert eingenommen haben, wurde diese Tradition fortgesetzt. Im Jahre 1725 wurde auf Vorschlag des kaiserlichen Gouverneurs Alexander von Württemberg ein neues Siegeswappen herausgebracht. Es folgten noch drei weitere Wappen.
1931 leitete Belgrads Bürgermeister Milan Nešić eine Aktion zur Festlegung des Wappens. Ein Ausschuss aus Künstlern, Heraldikern, Universitätsprofessoren, Generälen und Staatsräten wurde gebildet. Es wurde beschlossen:
- Das Wappen muss die Form eines Schildes aufweisen, das nach unten in einer sanfte Spitze endet.
- Es müssen die Landesfarben, der Fluss (als Symbol der Kraft Belgrads), ein römisches Schiff (Triere) (als Symbol des Altertums) und weiße Mauern mit einem Turm und offenem Tor (Symbol für die Stadt und freien Verkehr) dargestellt sein.
- Die Erde zwischen den Flüssen soll rot sein, als Symbol für das jahrhundertelange Leiden der Stadt. Die Flüsse und die Mauern sollen nach heraldischen Gesetzen weiß sein, als Symbol der „weißen Stadt“ und der Himmel soll blau sein, als Symbol der Hoffnung und des Glaubens an eine bessere Zukunft.
Bei einer Ausschreibung ging die Skizze des Belgrader Malers Ðorđe Andrejević-Kun überzeugend als Sieger hervor. Auf Vorschlag der Jury sind an der Skizze geringfügige Änderungen vorgenommen worden. Die preisgekrönte und offiziell angenommene Skizze des Wappens in Farbe wurde in der „Belgrader Allgemeinen Zeitung“ Nr. 1/32 veröffentlicht.
Wegen der veränderten gesellschaftlichen Umstände nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Stadt langsam ihr Wappen zu vergessen. Statutarische Lösungen bewegen sich zwischen dem völligen Fehlen einer Verordnung bezüglich des Wappens, über den Gebrauch des Terminus „Emblem“, ohne Angabe des Blasons (Beschreibung) des Wappens, bis hin zur Verordnung, die dem Blason eine stilisierte Version verleiht, für die keine entsprechenden Dokumente vorlagen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten [Bearbeiten]
Belgrad bietet eine große Anzahl von Sehenswürdigkeiten aus verschiedenen Epochen und Historischen Bauwerken unterschiedlicher Kulturen. Neben den byzantinischen Kirchen und Klöstern des Mittelalters finden sich Bauwerke westeuropäischer Stile und orientalische Bauwerke. Der moderne Ausbau Belgrads und die Rolle als Hauptstadt verlangten viele repräsentative Bauwerke, die in den Residenzen der Serbischen Herrscher, Demokratischer Regierungsform und der Architektur der sozilistischm Realismus auch jeweils einen anderen Topos verlangte. Besonders augenfällig ist daher eine vielfältige Mischung von Kunststilen und den von den Erbauern gewünschten Aussagen der jeweiligen Bauwerke.
Festung von Belgrad [Bearbeiten]
Kalemegdan Festungsmauern
Das bedeutendste Bauwerk und bekannteste Wahrzeichen Belgrads ist die Belgrader Festung Kalemegdan zusammen mit seinem großen Park. Die im Mittelalter ständig ausgebaute Festung beinhaltet viele Sehenswürdigkeiten wie u.a. das Militärmuseum mit seinem großen Arsenal an Panzern, Gewehren und Raketen oder der Römische Brunnen.
Vom Herz der Stadt dem Stari Grad wird die Bausubsatz zu den Außenbezirken sukzessive moderner. Reste der typischen Balkanischen und osmanischen Architektur sind insbesondere im Stadtteil Stari Grad erhalten. Hier liegen neben den Resten der antiken Siedlung, Zeugnisse aus dem Mittelalter und der historische Kern des fürstlichen Belgrads des 19. Jahrhunderts.
Mit der Befreiung Belgrads verschwinden die meisten osmanischen Bauwerke mit Ausnahme der Bajrakli Moschee, der Türbe von Damad Ali-Paşa sowie den Balkanischen Konaken und alten Stadthäusern mit der (Residenz) der Fürstin Ljubica, (Konaks der Fürstin Ljubica) (1829–1831), dem CAFÉ "?" (1823) und dem Manak Haus (um 1830) sowie das Vul- und Dositej Museum (Vukov i Dositejev muzej). Es ist im Gebäude der einstigen Großen Schule untergebracht, die 1808 der große serbische Aufklärer und erste serbische Bildungsminister Dositej Obradović als Lyzeum eröffnete. Außerhalb der Stadt liegt ein weiterer schöner Konak, der Konak des Fürsten Milos im Park Topčider. Nach den Konaken für seine Ehefrau und Kinder in der Stadt ließ Fürst Miloš Obrenović diesen von 1831 bis 1834 bauen.
Das Jugendstilgebäude des Hotels Moskva von 1908
Die städtebauliche Erneuerung Belgrads ist Eng mit dem Namen Emilijan Josimović verbunden, dessen 1867 ausgearbeitete Regulierungsplan angenommen wurde. Er ließ die Stadtmauer schleifen, unter anderem zerstörte mann das verhaßte Stadttor der Stambol kapija, Straßen begradigen ließ und in der Folgezeit Gebäude im gängigen Stil der Neoklassik errichten ließ. Der westliche Einfluss in der Architektur im 19. Jahrhundert mit Einflüssen aus dem Neoklassizismus, Romantik und der akademischen Kunst zeigt sich bei den Serbischen Architekten die Arbeiten der Westlichen Architektur aufgriffen. Das Nationaltheater wurde 1868–1869 an Stelle des Stambol Kapija nach Plänen des Architekten Aleksandar Bugarski, eines der erfolgreichsten Bauherren Belgrads im 19. Jh, erbaut. Der Bau entspricht dem allgemeinen Typ der Theaterhäuser jener Zeit, besonders dem Gebäude der Mailänder Skala, deren Renaissance-Konzeption und dekorative Bearbeitung übernommen wurde. Das alte Schloss, der Palast der serbischen Obrenović-Dynastie, in dem heute die Stadtverordnetenversammlung von Belgrad untergebracht ist, wurde zwischen 1882 und 1884 wieder von Aleksandar Bugarski im Akademismus des 19. Jh. erbaut, in der Absicht, alle bisherigen Residenzen der serbischen Herrscher zu übertreffen.
Am Platz der Republik steht auch das Serbische Nationalmuseum aus dem Jahre 1902 nach Plänen von Andre Stevanović und Nikola Nestorović gebaut. Vor dem Museum befindet sich das Reiterstandbild des Fürsten Mihailo Obrenović von Enrico Paci von 1882. Von den vielen klassizistischen Gebäuden der Prachtstraße Belgrads, der Knez Mihailova ulica (Fürst-Michael Straße) ragt besonders die 1923–1924 nach den Plänen von 1912 von Dragutin Đorđević und Andre Stevanović im akademischen Stil mit Elementen der Sezession errichtete Serbische Akademie der Wissenschaften und Künste heraus.
Außerhalb der Stadt dem Dedinje befindet sich das königliche Schloss zusammen mit dem Beli dvor mit der Kapelle des Hl. Apostel Andreas. Von 1903 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges residierte hier die Karađorđević-Dynastie. Das Königliche Schloss ist im Neobyzanitinischem Stil errichtet und ahmt in seinen Innenräumen die Prachträume im Moskauer Kreml nach.
Eines der wenigen Bauwerke der Sezession in Belgrad ist das Hotel Moskva. Es stammt von 1908 und liegt prominent auf dem Terazije.
Belgrad wurde von den jeweiligen Machthabern als lokales Machtzentrum verstanden und sollte den vermeintlichen Anspruch als Metropole der Balkanhalbinsel untermauern. Darin glichen sich die Auftraggeber der Bauwerke, die von den jeweiligen Machthabern der Monarchie, der kommunistischen und der postkommunistischen Periode errichtet wurden. Durch ihre Gigantomanie, aber auch bedingt durch die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg, führte dies zu teilweise langwierigen Verzögerungen der Fertigstellung. Sie hat eine sehr unterschiedliche Architektur, in Zemun ähnelt sie typisch einer mitteleuropäischen Stadt[60] während die Architektur in Novi Beograd modern und großzügig ist.
Während der kommunistischen Zeit sind zahlreiche repräsentatitve Bauten dazugekommen. Durch ihre Dimensionen zeigen sie einen Hang zum imperialen Stil wie z.B. der Palast der Föderation (ehemaliger Treffpunkt der jugoslawischen Kommunisten aus ganz Jugoslawien) oder der Stadtteil Novi Beograd. Hier wurde viel Wohnraum schnell und kostengünstig gebaut um für den riesigen Zustrom von Menschen aus dem Land nach dem Zweiten Weltkrieg Platz zu schaffen. Nicht weit des Schlosses liegt das Kuća cveća (Haus der Blumen). Es ist Titos Mausoleum und ist zudem auch ein öffentliches Museum. Für die Besucher wurde das Museum 1982 eröffnet und geht man nach den Zahlen des Museums aus haben 15.835.255 Menschen das Museum bis ins Jahre 2002 besucht.[61]
Kathedrale des Hl. Sava auf dem Vračar
Die im Stadtteil Vračar gelegene Kathedrale Hl. Sava ist die größte christlich-orthodoxe Kathedrale der Welt. Mit einer Grundfläche von 3500 m² zu 7570 m² entspricht sie ungefähr den Dimensionen der Hagia Sophia in Istanbul. Die zwitgrößte Kirche ist die Markuskirche, unweit der Nationalversammlung Serbiens. Sie Ahmt den Stil des Klosters Gračanica nach, welches das herausragende sakrale Bauwerk der Palaiologischen Renaissance und eines der bekanntesten Bauwerke der byzantischen Kunst überhaupt ist.
Südlich von Belgrad befindet sich der 511 Meter hohe Berg Avala. Auf dem Gipfel des Berges befindet sich das Denkmal des Unbekannten Soldaten, ein Mausoleum zum Gedenken an die serbischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Für den Bau wurden insgesamt 8000 m³ Granit aus Jablanica beschafft. Die Monumentalfiguren der acht Karyatiden wurden aus Blöcken von bis zu 15 Tonnen Gewicht gearbeitet. Bis zum Jahre 1999 stand hier auch der Fernsehturm Avala. Der 1965 erbaut Fernsehturm wurde am 29. April 1999 durch einen Bombenangriff der NATO während des Kosovokriegs zerstört. Durch seine Höhe von 202,87 Metern war der Fernsehturm das höchste Gebäude in Südosteuropa. Er bot einen Ausblick auf die ganze Vojvodina und Belgrad. Am 21. Dezember 2006 wurde mit dem Wiederaufbau des Turmes begonnen, der bis zum Dezember 2008 dauern soll.
Belgrad war im Laufe seiner Geschichte immer wieder Austragungsort von Welt- und Europameisterschaften und anderen internationalen Wettkämpfen, wie der ersten Schwimmweltmeisterschaft des Jahres 1973 oder der 34. Basketball-Europameisterschaft im Jahre 2005. Die Stadt besitzt mehr als 1000 Sportobjekte, unter ihnen 8 Stadien, 16 Sportzentren, 6 Schwimmhallen, 6 Sporthallen, eine Pferderennbahn, einen Golf Club u.a.
Die größten Sportstätten der Hauptstadt sind:
Mit dem Crvena-Zvezda-Stadion entstand eine der modernsten Stadien im sozialistischen Jugoslawien. Eingeweiht wurde es am 1. September 1963 mit dem Fußball-Ligaspiel FK Roter Stern Belgrad gegen HNK Rijeka (2:1). Neben den Heimspielen des Clubs Roter Stern Belgrad finden hier immer wieder auch Länderspiele der serbischen Nationalmannschaft sowie vereinzelte Europapokal-Spiele diverser Belgrader Clubs statt.
Die Ada Ciganlija ist eine ehemalige Insel an der Save und ist heute das größte Belgrader Sport- und Freizeitobjekt. Nach seiner Verbindung mit dem Ufer wurde ein See geschaffen. Sie ist eine der am beliebtesten Ziele für die Belgrader während des heißen Sommers. Die Ada verfügt über 7 km Strand und Objekte für verschiedene Sportarten.[62]
Vom 1. Juli zum 12. Juli 2009 wird Belgrad Gastgeber der 25. Sommer-Universiade sein.
Park Sv. Sava auf dem Vračar
In Belgrad und seinen 17 Gemeinden sind abgesehen von natürlichen Wald- und Grünflächen insgesamt 65 Parks mit einer Gesamtfläche von 362 ha ausgewiesen. [63] Die Parks sind unregelmäßig über das Stadtgebiet verteilt und überwiegend kleiner Ausdehnung. Die größte Anzahl findet sich im engeren Stadtzentrum die flächenmäßig größten liegen in Novi Beograd sowie an der Peripherie der Stadt.
Der schönste und nebenbei ein kulturhistorisch bedeutsamer Komplex ist der Park Kalemegdan. Auf dem ehemaligen Glacis der Festung bietet der Kalemegdan neben alten Baumbeständen, Aussichtsterrassen und Sportstätten zahlreiche kulturhistorische Denkmäler. Kalemegdan war ursprünglich der Name des weiten Vorgeländes um die Festung, welches im 19. Jh. zu einem Park umgewandelt wurde. Im Kalemegdan finden sich das Militärhistorische Museum von Belgrad, das Serbische Naturkundemuseum, zahlreiche Galerien sowie die Bronzestatuen von Simon Roksandić (Borba, Kampf des Fischers mit der Schlange, 1906) und Ivan Meštrović (Pobednik, 1928, Merci a la France, 1934) sowie die Allee der Großen. Im Kalemegdan liegt der 7 ha große Zoo von Belgrad.
Vom Bulevar kralja Aleksandar I. gegenüber der Skupština und den Straßen Kralja Milana, Kneza Miloša und Dragoslava Jovanovića liegt der Pionirski Park: er wird als einer der schönsten Parks von Belgrad angesehen. Bis 1944 war er von hohen Mauern umgeben und diente als Garten des Alten Schlosses. Zwischen dem Pionirski Park und der Staße Kralja Milana führt eine Fußgängerstraße, der Andrićev venac. Auf der Fußgängerstraße ist ein Denkmal für Ivo Andrić (der große Literat und Nobelpreisträger Serbiens) errichtet.
Hinter der Skupština liegt der Tašmajdan. Einst ein Steinbruch (tas heißt im Türkischen Stein, majdan Bruch oder Feld). Unterhalb des Tašmajdan sind etliche Katakomben sowie ehemalige Militärschanzen. Der Tašmajdan hat eine Fläche von 10,9 ha. Am Westende liegt die große Kirche Sv. Marko, dahinter die kleine Russisch Orthodoxe Kirche von Belgrad. Am Ostende das ehemalige Nobelhotel Metropol und die Technische Fakultät.
Der Tašmajdan Park mit der Markuskirche
Direkt in der Altstadt liegt auch der Akademski (Univerzitetski) Park der alten Belgradern auch als Pančićev Park (nach dem Botaniker und erstem Direktor der Serbischen Akademie Josif Pančić) bekannt ist. Er ist auf dem Platz des ehemaligen türkischen Friedhofs errichtet. Nebenbei Standen die Villen der bessergestellten Türken, sowie Hans, Türben und Moscheen. Von 1827 bis 1927 war auf einer Seite des Friedhofs, der Mitte des 19 Jh. ganz aufgelöst wird, auch einer der größten Märkte der Stadt. Emilijan Josimović hat als erster den Plan einer Umgestaltung des Platzes angeregt. 1869 wird eine Hälfte des Marktes zu einem Park umgewandelt. Die ersten Konturen nimmt der Park 1897 an, als auch die Statue von Josif Pančić aufgestellt wird.
Der Botanische Garten Jevremovac liegt im Stadtteil Stari Grad nicht weit von der Skupština. Er ist einer der ältesten wissenschaftlichen Botanischen Gärten der Balkanhalbinsel und wurde von Josif Pancic angeregt und ursprünglich 1874 im Kalemegdan eingerichtet. 1889 stellte König Milan I. Obrenović 4,5 ha seiner Obstgärten für den Garten zur Verfügung. Heute hat der Garten eine Fläche von 5 ha und beherbergt neben einem Glashaus von 1892 das Herbar der Biologischen Fakultät, die Bibliothek und Institute der Geobotonischen und Systematischen Botanik. Besonderes Interesse verdient hier der Japanische Garten.
In Novi Beograd liegen mehrere größere Grünflächen an den Ufern von Save und Donau. Direkt im Mündungswinkel liegt der 14 ha große Park prijateljstva. Im Park befinden sich auch das größte Hochhaus der Stadt Ušče sowie das Museum für Moderne Kunst, sowie die Grundsteine des niemals erbauten Revolutionsmuseums. Der Park wurde anlässlich der Ersten Konferenz der Blockfreien Bewegung 1961 eingerichtet. Viele der Staatschefs pflanzten Symbolisch einen Baum in die Allee des Friedens. Darunter finden sich die Tafeln von Naser, Nehru, Leonid Breschnew, Jimmy Carter, Michael Gorbatschow, Bischof Makarios, Fidel Castro, Moamer al Gadaffi, Indira Gandhi, Nikolaj Chaucesku und anderen. Der ehemalige Präsident Slobodan Milošević hat am 21. Juni 2000 hier das Denkmal der ewigen Flamme als Erinnerung an die Toten der Bombardierung 1999 eingeweiht.
Ein Gedächtnispark für das KZ Staro Sajmiste befindet sich am Ort der alten Messe von Belgrad gegenüber des Stadtteils Savski Venac. Das KZ bestand von 1941 bis 1944 und hatte 100.000 Lagerinsassen, von denen ca. 50.000 umkamen. Am 21. April 1995 wurde hier eine zehn Meter hohe Statue im Gedenken an die Opfer eingeweiht, allerdings ohne besondere Erwähnung der ermordeten Juden. Es gibt Bemühungen, die Gedenkstätte weiter auszubauen.
Belgrad ist ein Literaturzentrum und nachdem die Nationalbibliothek 1941 ausgebommt wurde errichtete mann 1972 die neue Serbische Nationalbibliothek auf dem Vracar. Unter den bekannten Belgrader Schriftstellern waren der Nobelpreisträger Ivo Andrić der hier seine großen Romane schrieb, darunter Die Brücke über die Drina.[64] Andere prominente Autoren Belgrads sind unter anderen Branislav Nušić, Miloš Crnjanski, Borislav Pekić, Milorad Pavić und Meša Selimović.[65][66][67]
Theater, Oper, Ballet und Klassische Konzerte [Bearbeiten]
Das nach einem Brand 1997 wiederaufgebaute Jugoslawische Dramen-Theater
(Jugoslovensko Dramsko pozorište) ist durch die Theaterstücke von
Dušan Kovačević (
Maratonci trće počasni krug – The Marathon Family) und
Biljana Srbljanović (Belgrader Trilogie) bekannt.
Aus den zahlreichen Theatern ragen die renommierten Bühen des Belgrader Nationaltheaters, des Theater am Terazije, das Jugoslawische Dramen-Theater - Jugoslovensko dramsko pozorište, das Belgrader Dramentheater - Beogradsko dramsko pozorište und des Atelier 212 heraus. Das Jugoslovensko dramsko pozorište zeigt herausragende Werke von Autoren aus dem ehemaligen Jugoslawien, darunter die Theaterstücke von Dobrica Ćosić - "Otkrića", Jovan Hristić - "Čiste ruke" und "Savanarola i njegovi prijatelji", Velimir Lukić - "Afera nedužne Anabele", Slobodan Šnajder - "Hrvatski Faust", Dušan Kovačević - "Balkanski špijun", Dejan Dukovski - "Bure baruta" und Biljana Srbljanović - "Beogradska trilogija" gezeigt.[68] Auch die zuletzt international bekannt gewordene serbische Autorin Biljana Srbljanović debütierte hier mit ihren zeitkritischen Werken.
Das Belgrader Dramentheater ist mehr auf die klassischen und avantgardistischen internationalen Werke spezialisiert, darunter zeichnen sich die Aufführungen der bekannten Stücke von Arthur Miller, Tennesse Williams und Berthold Brecht aus. [69]
Im Atelier 212 fand unter anderem die erste Aufführung in Osteuropa von Becketts Warten auf Godot statt. Daneben finden sich Stücke von fast allen bedeutenden modernen Autoren. Im Atelier 212 fand auch 1967 zum ersten Mal das Belgrader Theaterfestival BITEF statt.[70]
Eines der jüngsten Theater Belgrads ist das erst 1984 gegründete Zvezdara Theater. Durch die Aufführung zeitgenössischer Werke von Dušan Kovačević ("Klaustrofobična komedija", "Profesionalac", "Urnebesna tragedija", "Lari Tompson - Tragedija jedne mladosti", "Kontejner sa pet zvezdica", "Doktor Šuster"), Aleksandar Popović ("Mrešćenje šarana", "Pazarni dan", "Kus petlić", "Mrtva tačka", "Baš bunar") und Siniša Kovačević ("Đeneral Milan Nedić", "Srpska drama", "Virus") ist es schnell zu einer bedeutenden Institution geworden. Auch Adaptionen bekannter Romaen z. b. Der Meister und Margarita von Michail Bulgakov werden hier gezeigt. Unter den hier auftretenden Schauspielern finden sich viele bekannte Film- und Fernsehschauspieler: Danilo-Bata Stojković, Bogdan Diklić, Lazar Ristovski (u.a. in Underground), Ljiljana Dragutinović, Danilo Lazović, Bora Todorović, Mihajlo-Miša Janketić, Dragan Jovanović, Milena Dravić u. a. [71]
Oper und Ballet werden im Nationaltheater sowie in Zemun im Madlenijanum-Opernhaus gezeigt. Ein neues eigenständiges Opernhaus ist geplant. Nach einer geeigneten Lage wird noch gesucht. Diskutiert wird dabei ein Standort am Zusammenfluss von Donau und Save, dem Ušće.
Die Belgrader Philharmonie existiert seit 85 Jahren (1923 gegründet), hat aber bis jetzt noch keinen eigenen philharmonischen Bau. Klassische Konzerte finden vor allem im Konzertsaal der Zadužbini Ilije M. Kolarca (kurz Kolarac) statt.
Das einzige Musical- und Revue Theater Südosteruopas ist das Seit 1948 bestehende Theater am Terazije - Pozorište na Terazijama. Es zeigt Aufführungen bekannter Musicals von Gershwin, Cole Porter, Bernstein, Bob Fosse, Richard Rodgers, Oskar Hammerstein und anderen (Oklahoma!, Kiss me, Kate, Fiddler on the Roof, Der Mann von La Mancha, West Side Story, Chicago, Cabaret, A Chorus Line), Revuen, sowie Kabaret und Komödien (Some Like it Hot) und auch neue Ballett Koreographien (z.B. von Michael Merole La capinera mit Ašhen Ataljanc).[72]
Die Stadt war eines der wichtigsten Zentren der jugoslawischen Rockmusik der 1980er: VIS Idoli, Ekatarina Velika and Šarlo Akrobata stammten aus Belgrad. Andere bekannte Belgrader Rockmusikgruppen sind Riblja Čorba, Bajaga i Instruktori.[73] Die Stadt ist zudem Zentrum des Turbofolk, dessen international bekannteste Epigonin Ceca Ražnatović hier lebt. Heute ist die Stadt auch wichtigster Treffpunkt der heimischen Hip Hop Szene, mit den Gruppen Beogradski Sindikat, Škabo, Marčelo, und der serbischen Brassmusik, darunter dem Boban Markovic Orchester.[74][75]
Kulturelle und regelmäßige Veranstaltungen [Bearbeiten]
Belgrad ist Veranstaltungsort vieler jährlicher kultureller Großveranstaltungen, darunter das Belgrader Filmfest FEST, Belgrader Theater- und Tanzfest BITEF (Belgrade International Theatre Festival, Belgrader Theaterfestspiele) ist eines der ältesten Theaterfestivals das seit den 1970er-Jahren zu den wichtigsten Theaterfestivals in Europa zählt. Belgrader Sommerfest BELEF, Belgrader Musikfest BEMUS, sowie dem Oktobersalon und der Belgrader Buchmesse.[76]
In der Stadt gibt es zahlreiche ausländische Kulturorganisationen die viele unterschiedliche Veranstaltungen vom Theater über Kino und Konzerten veranstallten. Darunter Instituto Cervantes, Goethe-Institut und das Centre Culturel Français, die alle in der Ulica Knez Mihailova liegen. Andere Kultureinrichtungen sind American Corner, Österreichischen Kulturforums, British Council und Russian Center for Science and Culture (Российский центр науки и культуры), Confucius Institute, Canadian Cultural Center, Istituto Italiano di Cultura und Culture Center of Islamic Republic of Iran.
Die mit zahlreichen Veranstaltungen begleiteten Tage Belgrads finden jedes Jahr vom 16. und 19. April statt und gehen auf die zwei Daten der ersten urkundlichen Nennung am 16. April 878 im Brief des Papstes Johannes VIII. an den bulgarischen Fürsten Boris und den 19. April 1867 als der letzte osmanische Kommandant Ali Risa Pascha auf dem Kalemegdan Fürst Mihailo Obrenović symbolisch die Schlüssel der Stadt übergab, zurück.
Tourismus und Nachtleben [Bearbeiten]
Sehenswerte Clubs befinden sich in schwimmenden Booten am Ufer der Save und der Donau.[77][78] [79] Seinen Ruf als Stadt mit pulsierendem Nachtleben bewahrt sich Belgrad bis heute.
Vor allem für die zahlreichen Wochenendtouristen aus Kroatien, Bosnien und Herzegowina und Slowenien betrachten Belgrad als eine unterhaltsame Hauptstadt. Sie finden, dass Belgrad durch seine freundliche Atmosphäre, den exzellenten Clubs und Bars, viel mehr zu bieten hat als ihre eigene Städte. Außerdem stellt die Sprache kein Hindernis dar.[80] [81]
Clubs wie das Akademija und KST (Klub studenata tehnike) befinden sich im Keller der Universität Belgrad und sind deshalb bei vielen Studenten sehr beliebt. Einer der berühmtesten Plätze für kulturelle Ereignisse ist das SKC (Student Cultural Centre) gegenüber dem Wahrzeichen Beograđanka. Viele nationale und internationale Stars treten im SKC auf.
Die Skadar-Straße ist mit ihren zahlreichen alten Cafés und Restaurants (serb. Kafana genannt) sehr bekannt. Viele dieser Gastronomiebetriebe stammen aus dem späten 19. sowie frühen 20. Jahrhundert und haben durch ihre lange Geschichte einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt. Eine der ältesten Kafanas ist das Znak pitanja. Am Ende der Straße befindet sich die älteste Belgrader Brauerei, welche im 19. Jahrhundert gegründet wurde.
Wirtschaft und Infrastruktur [Bearbeiten]
Belgrad ist eine der sich am schnellsten entwickelnden und am stärksten wachsenden Regionen in Südosteuropa. Aufgrund dessen haben viele multinationale Unternehmen ihren Sitz in Belgrad. Belgrad ist Sitz der Serbischen Nationalbank und vieler einheimischer Unternehmen wie JAT Airways, Telekom Srbija, Telenor Srbija und Delta Holding. Belgrad ist zugleich auch der Regionalsitz vieler ausländischer Unternehmen, die im Raum Südosteuropa tätig sind, wie z. B. die Société Générale, Intel[82], Motorola, Kraft Foods[83], Metro Cash & Carry, Unilever, OMV, Carlsberg[84], Microsoft, Japan Tobacco und vieler anderer.[85] [86] Bekannt ist die Einkaufsmeile Knez Mihailova im Stadtteil Stari Beograd, in der auch Läden vieler internationaler Ketten zu finden sind. Ein Quadratmeter entlang der Knez Mihailova kostet umgerechnet 32.000 Euro.[87] Das Einkommen der Einwohner ist überdurchschnittlich im Vergleich zu anderen Regionen Serbiens, weshalb auch der Zuzug von Menschen aus dem ländlichen Raum zunimmt. Der Wert einer Immobilie in der Innenstadt Belgrads hat sich seit dem Umsturz im Jahr 2000 vervielfacht.
Heute werden mehr als 30 % des serbischen BIPes in Belgrad erwirtschaftet. Die Stadt beschäftigt auch mehr als 30 % der serbischen Bevölkerung.[88] Das durchschnittliche monatliche Pro-Kopf-Einkommen in Belgrad beträgt 47.500 RSD. Dies entspricht einem Pro-Kopf-BIP von 6.864 EUR oder 10.836 US-Dollar, nach Kaufkraftparität (PPP) 18.204 US-Dollar. 2007 besaßen 45,4 % der städtischen Haushalte einen Computer. Nach der gleichen Umfrage haben 39,1 % der Belgrader Haushalte einen Internetanschluss.[89]
Von den Beschäftigten in Belgrad arbeiten 3,25 % im primären Wirtschaftssektor (Rohstoffgewinnung), 24,96 % im sekundären (Fabrikation/Verarbeitung) sowie 71,79 % im tertiären Wirtschaftssektor (Dienstleistungen).[90]
In der Stadt ist besonders der Maschinen-, Fahrzeug- und Schiffbau sowie die Textilindustrie vertreten. In Belgrad befinden sich im Dienstleistungsbereich viele Banken und Versicherungen. Daneben ist die Belgrader Messe (Beogradski Sajam) die wichtigste Wirtschafts Messe Serbiens. Das Belgrader Messegelände ist der größte Ausstellungskomplex in Serbien. Die Gesamtfläche der Anlage beträgt 84.000 m².[91] Zum Messegelände gehören 16 Hallen und 1.100 Parkplätze. Auf dem Gelände finden jährlich über 40 Messen statt.
Flughafen Nikola Tesla in Surčin
Der Internationale Flughafen Belgrads, der Nikola Tesla Flughafen, liegt 12 km von Belgrad entfernt in der Gemeinde Surčin. Vom Nikola Tesla Flughafen aus verkehren direkte Linienflüge zu serbischen Städten und auch ins Ausland. Vor allem während der Urlaubszeit verbinden Charterflüge Belgrad mit den Tourismuszielen. Die Anzahl der Passagiere im Belgrader Flughafen betrug im Jahre 2007 2.515.584.[92]
Belgrad ist an das Europäische Fernstraßennetz über den Verkehrskorridor X angebunden. Die Stadtautobahn über die Brücke Gazela ist die Hauptarterie für den Transitverkehr, die die Autobahn A2 nach Novi Sad und Subotica und die A1 nach Niš und Zagreb verbindet. Eine Autobahnumfahrung, in der Länge von 47 km, ist in der Ausführungsphase, eine Umgehungsbrücke über die Save bei Ostružnica ist durch die mittlerweile behobenen Beschädigungen während der Bombardierung 1999 nach Fertigstellung der Zubringer bald nutzbar.
Das Auto ist in Belgrad das mit Abstand dominierende Verkehrsmittel, was durch die beschränkte Kapazität der vier Flussbrücken zu Beeinträchtigungen führt. Die älteste Straßenbrücke, Brankov Most, wurde an der Stelle der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Brücke Alexandar I. nach dem Krieg in veränderter Form wieder aufgebaut. Die von den deutschen Besatzern im Zweiten Weltkrieg errichtete Behelfsbrücke Savski most besitzt nur eine geringe Kapazität. Über sie führt zusätzlich der Straßenbahnverkehr.
Impression der 2008 begonnenen Neuen Savebrücke
Da mit der Gazela und der Pančevaćki most zwei der wichtigsten Belgrader Brücken dringend renovierungsbedürftig sind, ist für die nächsten Jahre mit erheblichen Einschränkungen für den Autoverkehr zu rechnen. Eine neue Savebrücke über die Ada Ciganlija Most preko Ade Ciganlije, die die Stadt vom Transitverkehr entlasten soll und 2011 fertiggestellt sein wird, ist mit einem Kostenaufwand von ca. 150 Mio. Euro in Ausführung. [93] Die Hängebrücke ist für die duale Nutzung von Straßen- und Schienenverkehr vorgesehen und ist mit einem einzelnen Pylon von 200 m Höhe konstruiert.
Die neue Savebrücke ist Teil des Projektes der Stadtumfahrung (Unutrašni magistralni poluprsten / innerer Magistralenhalbring, UMP)[94], die das Stadtzentrum und die Brücke Gazella entlasten soll.
Plan der Autobahnumfahrung um Belgrad mit den wichtigsten Ausfahrten
Eine Aufobahnumfahrung in einem weiten Bogen von Zemun über Novi Beograd bis Pančevo ist ebenso in Planung. Mehrere Tunnels und neben einer fertigen Save- eine weitere Donaubrücke machen das Projekt, das in der jetzt geplanten Teilausführung ohne die Donaubrücke 300 Mio. Euro kosten wird, zu einem der teuersten der Stadt.[95] Der Plan der Aufobahn-Ungehung von Belgrad sieht den Ausbau von 69 km zweispuriger Straßen in drei Teilstücken vor. Teilstück A führt von Batajnica nach Dobanovci, 9.7 km; Teilstück B von Dobanovci nach Bubanj Potok, 37.3 km; und Teilstück C von Bubanj potok nach Vinča (Donauüberquerung) – Starčevo (bei Pančevo), 22 km. [96] Insbesondere stellt die Umsiedlung der im Baugebiet wohnenden Menschen einen der wesentlichen Aufgaben für die Umsetzung des kompletten Projektes. [97]
Der Hauptbahnhof von Belgrad befindet sich nahe dem Stadtzentrum, in der Nähe des Busbahnhofs (⊙44.80777777777820.45444444444475). Er ist der wichtigste Fernverkehrsbahnhof in Serbien. Neben den mehrmals täglich verkehrenden Zugverbindungen in Richtung Montenegro auf der Bahnstrecke Belgrad–Bar verkehren von hier weitere internationale Zugverbindungen nach Zagreb, Istanbul, Kiew und Moskau, Budapest, Sofia, Thessaloniki, Wien, München sowie Zürich. Auch die ehemalige Verbindung des Orient-Expresses verlief über den Bahnhof.
Der Ausbau des Schienennetzes erfolgte mit dem symbolischen Spatenstich für die Eisenbahnlinie von Belgrad nach Niš durch Fürst Milan Obrenović am 24. Juni 1881. Der Kopfbahnhof am Save-Ufer konnte nach Plänen des Architekten Dragutin Milutinović 1885 eingeweiht werden. Der Zugverkehr wird über drei Eisenbahnbrücken abgewickelt. Neben dem Hauptbahnhof sind die Bahnhöfe Novi Beograd und Panćevačcki most von Bedeutung, doch steht der seit nun fast vier Jahrzehnten in Planung befindliche Neue Belgrader Hauptbahnhof als Ablösung des verkehrstechnisch veralteten Bahnhofs in Sicht.
Die neue Eisenbahnbrücke ist Teil der Erneuerung des Belgrader Schienennetzes im Projekt
Beogradski železnički čvor.
Aufgrund des für den Ausbau von Schnell- und Hochgeschwindigkeitsstrecken hinderlichen kleinen Kopfbahnhofes, der schwierigen topographischen Situation Belgrads mit zwei Großflüssen und einem hügeligen Stadtgebiet und der geringen Möglichkeit den am Saveufer liegenden Bahnhofskomplex in moderne öffentliche Nahverkehrskonzepte einzubinden (Untertunnelung für geplante Metro, Durchgangsbahnhof, Stadtgebiet von Schienensträngen befreien), suchte man seit Ende der 1960er eine bessere Lage für den zukünftigen, überwiegend über unterirdische Zubringer gedachten Durchgangsbahnhof. Der neue Belgrader Hauptbahnhof Beograd Centar (auch bekannt als Prokop) ist integraler Bestandteil des Großprojekts des Eisenbahnknoten Belgrad, welches am 11. März 1971 von der Stadtverwaltung beschlossen wurde. Der Start der Realisierung wurde vom damaligen Oberbürgermeister Branko Pešić im März 1974 mit dem Beginn des Baus der neuen Eisenbahnbrücke über die Save eröffnet. Dieses Projekt ist nach Investition von 980 Mio. Euro bis 2007 das bis heute teuerste Vorhaben der städtischen Infrastruktur und hinkt der Fertigstellung mittlerweile um mehrere Jahrzehnte hinter her.
Die Investition, die mit der Fertigstellung der neuen Eisenbahnbrücke über die Save (1979, Novi Železnicki Most, ⊙44.820.43611111111175), der Untertunnelung der Stadt (Eisenbahntunnel Dedinje, Kneževac und Vračar, erste Metrostation Vukov Spomenik) ist nach fast vier Jahrzehnten durch die fehlende Vollendung des neuen Belgrader Hauptbahnhofes nicht voll nutzbar, obwohl es, insbesondere mit der Tunnelstation Vukov Spomenik, zur Einrichtung des Belgrader Stadtbahnverkehs Beovoz 1996 gekommen ist. Auch war durch die kostspielige zeitliche Verzögerung eine Freigabe der im Stadtzentrum liegenden Eisenbahninfrastruktur des alten Hauptbahnhofes für neue Stadtbauprojekte bisher nicht möglich.
Nach komplizierten und mehrere Jahre dauernden Verhandlungen konnte der 2000 unterbrochene Weiterbau im März 2008 durch die Vertragsunterzeichnung zwischen den Eisenbahnen Serbiens und dem Bauunternehmen Energoprojekt die zusätzlichen Investition von nochmals etwa 230 Mio. Euro in das Projekt garantiert werden, was die Fertigstellung zumindest des Bahnhofsgebäudes ermöglichen wird. Für die noch notwendige Verkehrs-Logistik mit den Signal- und Leitsystemen ist bis jetzt aber noch keine konkrete Umsetzung geplant.[98][99]
Die Station Prokop wird eine Fläche von 40.000 m² einnehmen und über sechs Bahnsteige und zehn Bahngleise verfügen. Die Fertigstellung wird den S-Bahn-, U-Bahn- und Eisenbahnverkehr in ein zentrales Schienennetzsystem mit mehreren Umsteigebahnhöfen integrieren. Der neue Bahnhof ermöglicht auch die Anbindung des nach Rumänien führenden Schienenfernverkehrs, der bis jetzt nur über die Station Pančevački most läuft.
Belgrad liegt an der Donau, dem Schifffahrtsweg, der die Länder West- und Mitteleuropas mit den Ländern Südost- und Osteuropas verbindet. Durch die Errichtung des Stausees und des Wasserkraftwerkes Eisernes Tor an der Donau entwickelte sich Belgrad auch zu einem wichtigen Flusshafen. Mit der Inbetriebnahme des Rhein-Main-Donau-Kanals besitzt Belgrad auch eine Wasserverbindung zur Nordsee.
Der Hafenkomplex an der Donau befindet sich auf einer Fläche von 120 Hektar und ist eines der Zentren für den Gütertransport. Auf dieser Fläche befinden sich 290.000 m² geschlossene Lagerhallen und 650.000 m² offene Lagerplätze sowie ein Container-Terminal von 44.000 m².
Seit dem Ende der Jugoslawienkriege wird Belgrad vermehrt von Donaukreuzfahrtschiffen angesteuert, die teilweise bis ins Donaudelta fahren.
Die Streckenführung der ersten Linie der Belgrader Metro
Der 1976 vorgestellte Plan zum Ausbau des Metro- und S-Bahn-Netzes wird nicht mehr umgesetzt.
Der Öffentliche Verkehr in Belgrad umfasst 112 Buslinien, 12 Tramlinien und 8 Oberleitungsbuslinien. Dazu kommen noch fünf Linien der S-Bahn Beovoz.[100]
Den städtischen Bus-, Tram- und Trolleybusverkehr leitet das Städtische Verkehrsunternehmen Belgrad. Es ist mit Ausnahme einiger privat betriebener Linien für den ganzen ÖPNV im Bezirk Belgrad zuständig. Die Vorstadtgemeinden Belgrads werden mit Bussen des Verkehrsunternehmens Lasta bedient.
Die S-Bahn Belgrads Beovoz wird von den Železnice Srbije (Eisenbahn Serbiens) betrieben. Beovoz, besitzt insgesamt fünf Linien, die Stadtzentrum und Umland verbinden. Die Bahnen von Beovoz queren das Stadtgebiet in zwei N-S verlaufenden Tunneln. Primäre Funktion ist heute die Beförderung der Fahrgäste innerhalb des Belgrader Eisenbahnknotens. Da die Linien von Beovoz nur die Infrastruktur des neuen Belgrader Eisenbahnknotens nutzen können, ist keine Verbindung zum alten Hauptbahnhof von Belgrad möglich. Die Linien verlaufen daher momentan auf den Relationen Batajnica – Pančevački most (Ovča), Batajnica – Resnik und Resnik – Pančevački most (Ovča) die durch die Tunnel unter dem Stadtgebiet mit der Behelfsstation Prokop und der 1996 fertig gestellten erseten städtischen unterirdischen Station Vukov Spomenik eine Anbindung an das Zentrum der Stadt ermöglichen. Eine weitere wichtige Station ist die Station Novi Beograd die momentan die einzige Verbindung der beiden Eisenbahnknoten ermöglicht, da hiert auch die Anbindung an den Belgrader Hauptbahnhof erfolgt. Für die komplette Integration des Fahrbetriebes von Beovoz in das Tarifsystem des GSP ist 2007 eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben worden. [101] Die spätere Verbindung von Beovoz an die in Planung befindliche Belgrader Stadtbahn oder Metro wird über die Umsteige Stationen Vukov Spomenik und Prokop erfolgen. Ein Ausbau von Beovoz zum Flughafen Surčin ist mittlerweile in der Planungsphase und kann über die schon bestehenden Schienen zum Flughafen eingerichtet werden.
Die 2006 in Auftrag gegebene Durchführbarkeitsstudie sieht die Arbeiten für ein neues Stadtbahn-System unter Bezeichnung BELAM oder Laki Metro (LRT Light Railway Train, deutsch: Stadtbahn)vor, das drei Linien umfassen wird und deren zentrale Achse, Linie eins, in der Stadt untertunnelt werden soll. Die erste Linie soll nach vorläufigen Planungen bis 2011 fertiggestellt sein, das gesamte System bis 2021 in den öffentlichen Nahverkehr von Belgrad integriert sein. Für die Linie drei ist eine Streckenführung über die neue Brücke Novi Savski Most oder auch Most na Adi vorgesehen die im April 2008 beschlossen wurde und mit deren Baubeginn Ende 2008 gerechnet wird.
Belgrad verfügt über 59 Gesundheitseinrichtungen und zwar 16 Gesundheitszentren, 4 Klinik- und Krankenhauszentren, 3 Spezialkrankenhäuser, 5 Kliniken, 1 Klinikzentrum, 14 Anstalten und Institute mit stationärer Behandlung, 12 Anstalten ohne stationäre Behandlung, 3 Anstalten für den Schutz der Gesundheit und die Apothekegesellschaft „Beograd“ mit über 100 Apotheken. Die Gesundheitseinrichtungen mit stationärer Behandlung verfügen über insgesamt 12.035 Standardbetten.
In Belgrad befindet sich zudem die Militärmedizinische Akademie. Sie wurde im Jahre 1884 eröffnet und ist heute das größte Krankenhausbauwerk in Serbien.
Bildung und Forschung [Bearbeiten]
In Belgrad befinden sich zwei staatliche Universitäten und diverse private Institutionen für höhere Bildung. Die Große Schule, die 1808 in Belgrad gegründet wurde, war die früheste Institution für höhere Bildung in Serbien und der gesamten Balkanhalbinsel.[102] Es gibt mehr als 78.000 Studierende an der Universität Belgrad, deren Fakultät für Rechtswissenschaften eine der renommiertesten auf dem ganzen Balkan ist.
Es gibt außerdem 195 Grundschulen und 85 Gymnasien. Von den Grundschulen sind 162 normale, 14 Sonder-, 15 Kunst- und 4 Erwachsenenschulen. Es gibt 230.000 Schüler in 22.000 Klassenzimmern in über 500 Gebäuden, die sich auf 1.100.000 Quadratmetern erstrecken.[103]
Kaum eine Stadt des europäischen Kontinents kann sich aufgrund ihrer wechselvollen Geschichte so vieler Namen in unterschiedlichen Sprachen rühmen wie Belgrad. Vom keltischen und römischen Singidunum über das byzantinische Singidon hieß die strategisch wichtige Festung und Siedlung bis ins 19. Jahrhundert auch Alba Graeca (lateinischer Name). Dieser Name deutet auf die Zeit der byzantinischen (graeca – griechischen) Vormachtstellung in dieser Region. In byzantinischen Quellen wurde die Stadt als Veligradon bezeichnet – eine leichte Abwandlung von Belgrad.[104] Auch wurde die Stadt als Alba Bulgarica (Name der Stadt durch den Einfall der Protobulgaren), Bello grado (italienisch), Nándorfehérvár und Landorfehérvár (während der Herrschaft der Ungarer im Mittelalter) oder Griechisch Weißenburg, wie man sie damals im 19. Jahrhundert im Deutschen Reich kannte. Während der Herrschaft der Osmanen wurden Belgrad auch die Beinamen wie Dar Ul Jihad, was soviel bedeutete wie Haus des Krieges, Haus der Freiheit sowie Hügel des Kampfes und Ruhmes verliehen. Als Beograd, die weiße Stadt, tauchte die serbische Metropole erstmals bereits im Jahr 878 in einem Brief des Papstes Johannes VIII. an den bulgarischen Fürsten Boris I. als episcopus Belogradensis auf. Der Name geht wahrscheinlich auf die helle Farbe des Kalksteins, der für den Bau der Befestigung genutzt wurde, zurück, während der awarische Name historisch verloren ging[105].
Belgrad in Computerspielen [Bearbeiten]
Im Computerspiel Battlefield 2142, das von Digital Illusions CE entwickelt wurde, taucht Belgrad auf. Der Boden, auf dem das Spiel basiert, ist eine Karte von Belgrad und stellt die Europäische Union (EU) dar. Im Spiel tobt ein Kampf zwischen der EU und einer Pan-Asiatischen Koalition (PAC) um die letzten Ressourcen und bewohnbaren Flächen der Erde, nachdem eine neue Eiszeit angebrochen ist.
Im Computerspiel Half-Life 2 ist das Gebäude der Nationalversammlung Serbiens als City 17 angepasst, in welchem die Haupthandlungen geschehen. Im Spiel heißt das Gebäude Overvoch Nexus. Ebenfalls taucht auch die Statue des serbischen Fürsten Mihailo Obrenović im Spiel auf.
Die Stadt Belgrad erhielt im Laufe der Geschichte folgende Auszeichnungen:
Die vier genannten Orden befinden sich zudem auf dem Grosswappen Belgrads abgebildet zusammen mit dem Wappen Belgrads.
2006 wurde die Stadt vom renommierten
fDi Magazine (Herausgeber:
Financial Times) als
„Stadt der Zukunft Südeuropas“ ausgezeichnet